Der 0%-Ratenkauf im Geschäft: Wirklich kostenlos oder doch ein Kostenfalle?

Beim Einkaufen im Elektronikfachmarkt oder Möbelhaus klingt es oft zu gut, um wahr zu sein: „Jetzt kaufen – 0 % Finanzierung möglich!“ Der sogenannte 0 Ratenkauf ist ein beliebtes Marketinginstrument, das Kunden den Kauf von höherpreisigen Produkten erleichtern soll. Doch ist dieser Finanzierungsweg wirklich kostenlos? Oder steckt dahinter eine Strategie, mit der Händler und Banken trotzdem verdienen?

In diesem Beitrag nehmen wir den 0%-Ratenkauf unter die Lupe: Wie funktioniert er? Was sind die Vor- und Nachteile? Und worauf sollten Verbraucher unbedingt achten?


Was versteht man unter einem 0%-Ratenkauf?

Der Begriff beschreibt ein Finanzierungsmodell, bei dem der Kaufpreis eines Produkts in mehreren Monatsraten bezahlt werden kann – und das ohne zusätzliche Zinsen oder Gebühren. Der Kunde zahlt den Endpreis in kleinen, festen Teilbeträgen zurück, ohne dass ein höherer Gesamtbetrag entsteht.

Ein Beispiel:

  • Ein Fernseher kostet 1.200 €.
  • Mit einem 0%-Ratenkauf über 12 Monate zahlt der Kunde 12 Raten à 100 €.
  • Kein Aufschlag, keine Zinsen – zumindest auf den ersten Blick.

Warum bieten Händler eine 0%-Finanzierung an?

Der Hauptgrund ist simpel: Absatzsteigerung. Produkte mit einer Null-Prozent-Finanzierung wirken attraktiver, besonders bei Konsumenten mit begrenztem Budget. Ein Kunde, der den vollen Betrag nicht sofort aufbringen kann, greift bei einer zinsfreien Ratenzahlung eher zu.

Weitere Motive der Händler:

  • Erhöhung des durchschnittlichen Einkaufswerts.
  • Bessere Kundenbindung.
  • Möglichkeit, Zusatzprodukte wie Versicherungen oder Serviceleistungen mitzuverkaufen.

Wer trägt die Finanzierungskosten?

Natürlich ist kein Finanzierungsmodell wirklich „kostenlos“. Die Zinsfreiheit für den Kunden bedeutet nicht, dass keine Zinsen anfallen – diese werden oft vom Händler übernommen. Banken oder Finanzierungspartner bieten dem Händler spezielle Konditionen, damit dieser die Zinsen kompensiert.

In der Praxis bedeutet das:

  • Der Händler bekommt den Kaufpreis abzüglich eines Rabatts (z. B. 3–5 %) von der Bank.
  • Die Bank erhält im Gegenzug den Vertrag mit dem Kunden und kann ggf. weitere Produkte verkaufen.

Die Rolle der Banken

Die eigentliche Finanzierung läuft in der Regel über Partnerbanken. Diese wickeln die Kreditprüfung, Vertragsverwaltung und Zahlungsabwicklung ab. Im Hintergrund kann es zu einer Schufa-Anfrage und einem Eintrag kommen, auch wenn der Kunde nur scheinbar „kostenlos“ finanziert.

Einige wichtige Punkte:

  • Bonitätsprüfung ist fast immer notwendig.
  • Ein Eintrag bei der Schufa kann erfolgen.
  • Zahlungsausfälle wirken sich negativ auf die Kreditwürdigkeit aus.

Mögliche Kostenfallen beim 0%-Ratenkauf

Auch wenn die monatlichen Raten zinsfrei sind, können durch Zusatzangebote oder Vertragsbedingungen versteckte Kosten entstehen:

1. Zusatzversicherungen

Viele Händler bieten beim Abschluss der Finanzierung gleich noch Versicherungen an – z. B. Geräteschutz, Restschuldversicherung oder Garantieverlängerungen. Diese sind nicht immer notwendig, treiben aber die Gesamtkosten in die Höhe.

2. Gebühren bei Verzug

Wer eine Rate zu spät bezahlt, muss mit Mahngebühren, Verzugszinsen oder sogar Vertragsstrafen rechnen. Die Bank kann bei wiederholtem Zahlungsverzug die gesamte Restsumme sofort fällig stellen.

3. Folgekosten nach Ablauf

Einige Angebote beinhalten eine „Restschuld“, die am Ende der Laufzeit auf einmal zu zahlen ist – oder sie wandeln sich nach der Null-Prozent-Phase automatisch in einen teuren Ratenkredit mit bis zu 16 % Zinsen um.

4. Bindung an bestimmte Produkte

Der 0%-Ratenkauf ist oft nur für ausgewählte Produkte verfügbar – und nicht immer ist das der beste Preis am Markt. Man zahlt also eventuell doch drauf, wenn man das gleiche Produkt bei einem anderen Anbieter günstiger erhalten hätte.


Vorteile des 0%-Ratenkaufs

Trotz der Risiken gibt es auch einige Vorteile, wenn man den 0 Ratenkauf klug nutzt:

  • Liquidität bleibt erhalten: Kunden müssen kein großes Budget auf einmal bereitstellen.
  • Planbare Ausgaben: Gleichbleibende Monatsraten schaffen Übersicht.
  • Zinsersparnis: Im Vergleich zu klassischen Konsumkrediten ist ein echter Nullzins eine Ersparnis.
  • Schnelle Abwicklung: In vielen Fällen wird die Finanzierung direkt im Geschäft abgeschlossen – meist ohne großen bürokratischen Aufwand.

Worauf sollten Verbraucher achten?

  1. Kleingedrucktes lesen: Prüfen Sie immer die Vertragsbedingungen – besonders hinsichtlich Laufzeit, Versicherungen und möglicher Restzahlungen.
  2. Vergleich mit Barzahlung: Manche Händler geben Rabatte bei Sofortzahlung – vergleichen Sie deshalb den Effektivpreis mit und ohne Finanzierung.
  3. Verzicht auf unnötige Zusatzprodukte: Lassen Sie sich keine Versicherung aufschwatzen, die Sie nicht brauchen. Diese erhöhen die monatlichen Kosten erheblich.
  4. SCHUFA im Blick behalten: Eine Kreditprüfung ist Standard. Wer mehrere Finanzierungen gleichzeitig eingeht, könnte seine Bonität negativ beeinflussen.
  5. Keine spontane Entscheidung treffen: Auch wenn der Verkäufer freundlich ist – lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Eine Finanzierung sollte wohlüberlegt sein.

0%-Ratenkauf im Onlinehandel

Auch im E-Commerce boomt der zinsfreie Ratenkauf. Anbieter wie Klarna, PayPal oder Consors Finanz ermöglichen die bequeme Finanzierung von Online-Einkäufen. Hier gelten ähnliche Bedingungen wie im stationären Handel, jedoch mit noch schnellerer Abwicklung per Onlineformular und VideoIdent.

Achten Sie auch hier auf:

  • die Laufzeit,
  • mögliche Zusatzkosten,
  • und automatischen Übergang in zinsbehaftete Ratenkredite nach Ablauf der Nullzinsphase.

Fazit: Verlockend, aber nicht immer die beste Wahl

Der 0 Ratenkauf kann eine gute Möglichkeit sein, größere Anschaffungen zu tätigen, ohne die eigenen Finanzen zu belasten. Doch Vorsicht: Kostenlos ist er nur, wenn keine Zusatzkosten entstehen, die Verträge transparent sind und keine Folgegebühren lauern.

Verbraucher sollten sich vor Abschluss gründlich informieren, Preise vergleichen und keine unnötigen Zusatzprodukte akzeptieren. Wer diese Punkte beachtet, kann tatsächlich von einer attraktiven Finanzierung profitieren – ohne später böse Überraschungen zu erleben.